
Freie Fahrt auf der "Unteren Berger"
Zwischen der Mauerstraße und der Höhenstraße können Radlerinnen und Radler jetzt legal die Berger Straße hinauffahren. Dieser 750 Meter lange Abschnitt der Berger Straße gehörte bisher zu den wenigen Einbahnstraßen in Frankfurt, die nicht für den Radverkehr in Gegenrichtung geöffnet gewesen sind.
Einbahnstraße für Radler geöffnet
Verkehrsdezernent Stefan Majer und Ortsvorsteherin Karin Guder setzten die Regelung am Donnerstag, 23. Juli 2015, durch die Enthüllung eines "Radfahrer frei"-Schildes offiziell in Kraft. Verkehrsdezernent Majer erläuterte, weshalb es, trotz hunderter geöffneter Einbahnstraßen in den vergangenen Jahren mit der "Unteren Berger" bis heute gedauert hat: "Die Berger Straße ist eben keine ruhige Tempo 30-Zone in einem Wohngebiet, sondern ein quicklebendiger, verkehrsreicher Brennpunkt urbanen Lebens."

Die beiden ersten "offiziellen" Radler auf der Unteren Berger Straße in Gegenrichtung: Verkehrsdezernent Stefan Majer und Ortsvorsteherin Karin Guder.
Gerade auch deshalb flankiert das Verkehrsdezernat die Freigabe der Einbahnstraße mit einer örtlichen Aufklärungskampagne: Hinter die Scheibenwischer von Autos werden Flyer zur Information über die neue Verkehrsführung geklemmt. Vor allem beim Ein- und Ausparken ist erhöhte Aufmerksamkeit von den Autofahrerinnen und Autofahrern gefordert. Auch wer zu Fuß unterwegs ist, muss sich etwas anpassen: Um sicher über die Straße zu gelangen, muss nun in beide Richtungen geschaut werden!
Doch im Grunde sind diese Verhaltensregeln auch bisher schon zu beherzigen gewesen, denn es ist häufig zu "wildem" Radeln gegen die Einbahnstraße gekommen. Einige Radler "behelfen" sich auch immer wieder, indem sie auf Gehwege ausweichen, dort aber Fußgänger gefährden. Insgesamt eine für alle Verkehrsteilnehmer unbefriedigende Situation.
Diese Situation und die über Jahre eingeübte Gewöhnung an Einbahnstraßen-Radverkehr in Gegenrichtung in unzähligen anderen Frankfurter Straßen machten die Zeit reif für die Öffnung der unteren Berger Straße. Der Ortsbeirat 3 bekundete den Bürgerwillen 2014 durch einen entsprechenden Antrag an den Magistrat.
Deutliche Fahrbahn-Markierungen helfen
Nicht nur "Radfahrer frei"-Zusatzschilder unter den Verkehrszeichen "Verbot der Einfahrt", sondern auch deutliche Markierungen auf der Fahrbahn zeigen jetzt an, dass das Radfahren in beide Fahrtrichtungen gestattet ist. Das Radfahrbüro war entscheidend an der Realisierung beteiligt, indem es die für die Verkehrssicherheit nötigen Veränderungen plante und erfasste. Das Straßenverkehrsamt verfügte die Maßnahmen, das Amt für Straßenbau und Erschließung führte sie aus.
Die Einschätzung des Radfahrbüros: Besonders für den schnellen Einkauf per Rad ist die neue Regelung vorteilhaft. Wer jedoch einfach mit dem Rad von der Innenstadt nach Bornheim kommen möchte, ohne auf der Berger Straße einen Stopp für Besorgungen einzulegen, dürfte nach wie vor auf der parallelen Route durch Elkenbach- und Burgstraße (Radroute 1) zügiger unterwegs sein.
Hintergrund: Einbahnstraßenöffnungen in Frankfurt
Beim Thema Öffnung von Einbahnstraßen für den Radverkehr in Gegenrichtung kann Frankfurt am Main die Rolle eines Pioniers beanspruchen: 1994 genehmigte der hessische Verkehrsminister den Vorschlag der Stadt Frankfurt am Main, Einbahnstraßen-Freigaben testweise einzuführen. Die wissenschaftliche Begleitung und Evaluierung des Pilotprojekts führte 1997 zu einer Änderung der Straßenverkehrsordnung. Trotzdem dauerte es noch einmal bis zum Jahr 2006, bis weitere Straßen über die Pilotgebiete hinaus in den Genuss der neuen Möglichkeiten kamen. Der damalige Frankfurter Verkehrsdezernent Lutz Sikorski setzte sich energisch dafür ein, dass bis 2009 rund 800 Kilometer Einbahnstraßen im Stadtgebiet für den Radverkehr in Gegenrichtung geöffnet werden konnten.